Harald LinderAktuelles, Judo, Sambo

Sambo – Eine Erfindung der sowjetischen Armee

Sambo hat seine Wurzeln im japanischen Judo/Jiu-Jitsu sowie in den traditionellen Kampf- und Ringerkünsten

Sambo? Ja, Sambo! Und nein, mit einem südamerikanischen Tanz hat das nichts zu tun, auch wenn Jaques Rogge, der ehemalige Präsident des Internationalen Olympischen Komitees und Vorgänger von Thomas Bach, der Meinung war, dass Sambo ein Begriff aus dem Tanzsport sei. Bis ihn Vasily Shestakov, der Präsident des Internationalen Sambo Verbandes, darüber aufklärte, dass Sambo ein aus Russland stammender Kampfsport ist.

Seine sportlichen Wurzeln hat die „Selbstverteidigung ohne Waffen“, wie sich Sambo übersetzen lässt, im Judo und Jiu-Jitsu, aber auch Elemente traditioneller Ringkampfkünste Europas und Zentralasiens gehören dazu. Im Gegensatz zum Judo wird auf einer ringförmigen Mattenfläche in roten oder blauen Anzügen mit kurzer Hose gekämpft. Neben Wurftechniken im Stand sind am Boden Festhaltetechniken und Arm- und Beinhebeltechniken erlaubt.

Entwickelt wurde Sambo, als dessen Gründervater Anatoli Charlampijew gilt, 1923 von der sowjetischen Armee, um durch die Verschmelzung der effektivsten Techniken traditioneller Kampfkünste die Nahkampfausbildung der Soldaten zu verbessern. Heutzutage geht es im Sambo allerdings „zivilisiert“ zu und die Sportart, die in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion Millionen Anhänger hat und dort Volkssport ist, hat sich mittlerweile auch in vielen westlichen Ländern etabliert. Bei den Europaspielen gehört Sambo schon länger zum Sportprogramm und könnte sogar bald olympisch werden, zumal es in Wladimir Putin einen gewichtigen Fürsprecher gibt. Für den russischen Präsidenten war Sambo seine „erste große sportliche Liebe“, wie er einmal sagte, war er doch selbst mehrfacher Stadtmeister von St. Petersburg.

Seit 2017 hat auch die Judo-Abteilung des Budo-Clubs Karlsruhe (BCK) eine Sambo-Sektion, die bei den letzten Deutschen Meisterschaften von den Ergebnissen her nach Heidenheim der zweitstärkste Verein in Deutschland war. Unter den 20 Athletinnen und Athleten, die beim BCK sowohl Judo als auch Sambo machen, sind es vor allem die Frauen, die schon einige internationale Erfolge aufweisen können.

Neben Lisa Maria Oberföll und Nathaly Janine Goldhammer, die bei den Junioren-Europameisterschaften im vergangenen Jahr in ihrer Gewichtsklasse jeweils Platz drei belegten, ist in erster Linie Jule-Marie Horn international erfolgreich. 2018 gewann die 22-Jährige die Silbermedaille bei der Junioren-WM, wurde im vergangenen Jahr beim hochkarätig besetzten Grand Slam in Moskau Dritte und vertrat Deutschland bei den Europaspielen in Minsk, wo sie den siebten Platz belegte.

Für Horn, die auch der Judo-Bundesliga Mannschaft des BCK angehört, ist der Reiz beim Sambo, dass „es viel offener ist als Judo. Es ist viel mehr erlaubt als im Judo. Das betrifft insbesondere Griffe auch an die Beine. Zudem ist ein Kampf erst dann beendet, wenn man eine bestimmte Punktzahl erreicht hat. Selbst wenn man mal geworfen wurde, kann man diesen Rückstand wieder wettmachen.

All dies macht für mich den Reiz von Sambo aus“, sagt Horn. Dass die Weltmeisterschaften, die kürzlich im serbischen Novi Sad ausgetragen wurden, ohne deutsche Beteiligung stattfanden, bedauert sie zwar, findet aber die Absage des Deutschen Sambo Verbandes, der aufgrund der Corona-Pandemie nicht teilnahm, dennoch richtig.

Jetzt hofft sie darauf, dass die im kommenden Jahr vorgesehenen Europameisterschaften in Russland stattfinden können, wo sie zu gerne um die Medaillen mitkämpfen möchte.

Quelle: BNN/ Der SONNTAG
Foto: Roland Forberger