Kerstin WagnerAktuelles, Judo, Liga

Sportgala der Stadt Karlsruhe: Judo Männerteam wird Zweiter

Ob die Goldene Pyramide zum Wanderpokal zwischen Xenia Jost und Sarah Brüßler wird, das ist so kurz nach der Verleihung noch nicht ganz zweifelsfrei geklärt. „Ich muss natürlich erst mal auch Sarah fragen“, sagte Jost. Dass die Auszeichnung zur Karlsruher Mannschaft des Jahres von 2022 im Wohnzimmer der 24-Jährigen landet, dürfte gleichwohl ausgemachte Sache sein: Brüßler, die noch im Trainingslager weilte, hat schon zwei Pyramiden und sitzt anders als Jost weiter im Kajak.
Das Lächeln von Jost, die im vorigen Herbst die Paddel beiseite gelegt hatte, strahlte bei der Sportgala auch deswegen besonders hell: Die Ehrung bildet nun wirklich einen goldenen Abschluss ihrer aktiven Kanu-Laufbahn. Das Duo der Rheinbrüder Karlsruhe hatte bei den deutschen Meisterschaften über 200 und 500 Meter triumphiert und bescherte damit dem Club beim Stelldichein der Karlsruher Sportszene in der ICF Eventhall einen Doppelerfolg: Sophie Koch setzte sich bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres durch. Bei den Männern gewann Tischtennis-Nationalspieler Ricardo Walther vom Bundesligisten ASV Grünwettersbach.
Der freute sich nicht nur persönlich über die Pyramide. „Das ist auch super für den Club“, sagte der 31-Jährige, der im Überschwang den Höhen-Stadtteil gleich mal zur „Stadt Grünwettersbach“ erklärte. Moderator Martin Wacker, ganz Karlsruhes oberster Event-Mann, brachte daraufhin ein Städteduell zwischen Shanghai und Grünwettersbach ins Spiel. In China hatte Walther, der an diesem Wochenende bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg im Einsatz ist, mit dem deutschen Team Silber gewonnen.
Derart dekoriert landete er bei der vom Kuratorium zur Förderung des Karlsruher Sports organisierten Wahl vor Leichtathlet Christoph Kessler. Dritter wurde diesmal Kanute und Vorjahressieger Saeid Fazloula.
Wie im Vorjahr stand bei den Frauen Canadier-Fahrerin Koch ganz oben, allerdings nicht auf der Bühne. Die Olympiateilnehmerin von Tokio, die 2022 Vize-Weltmeisterin im Mixed sowie Dritte im Zweier bei der EM wurde, sendete „sonnige Grüße“ aus dem Trainingslager in Portugal. Die Kanutinnen sind derzeit auf den letzten Vorbereitungsmetern auf die Nationalmannschafts-Qualifikation. Auch Kochs Teamkollegin Katinka Hofmann konnte die Urkunde für Platz drei nicht persönlich entgegen nehmen.
Sichtbar gelöst stand dafür die zweitplatzierte Turnerin Anna-Lena König mit Urkunde und Blumenstrauß im Scheinwerferlicht. Die 16 Jahre alte Athletin der KR Karlsruhe, die es im Vorjahr überraschend zur WM geschafft hatte und dort mit Platz sechs am Boden aufhorchen ließ, hatte am Morgen noch eine Schulprüfung. Und war davor nervöser als vor jedem Wettkampf, wie Lehrerin Gerda Desserich berichtete.
Ein enges Rennen war in der Jury die Abstimmung zum Team des Jahres, bei der das Kanu-Duo letztlich eine Bootsspitze Vorsprung hatte vor zwei anderen Meisterteams: Die Zweitliga-Volleyballer der Baden Volleys und die Zweitliga-Judoka des Budo-Clubs landeten zusammen auf Platz zwei und machten die Bühne nach fetzig-feuriger Einlage des Tanz-Duos Eveline Ishchenko/Maximilian Bier mal richtig voll. „Wir freuen uns, hier oben zu stehen und Karlsruhe in ganz Deutschland zu repräsentieren“, sagte Volleys-Cheftrainer Antonio Bonelli, der mit seinem Team kommende Saison erstklassig aufschlagen wird. Möglicherweise ein Weg, den auch die Judoka einschlagen werden. „Wir können uns ja mal zusammensetzen und uns ein paar Tipps abgreifen“, meinte Jens Bausch vom Budo-Team mit Blick auf die Volleys, die wie der Budo-Club im Vorjahr noch auf ihr sportliches Aufstiegsrecht verzichtet hatten.
Mit den Gewinnern war es da aber noch nicht vorbei. Zum einen wurden nämlich die Durlach Tornados mit einem Inklusionspreis bedacht, die Mannschaft avancierte bei den Special Olympics in Berlin zur besten Handball-Mannschaft. Nun stand das Teams sichtbar stolz auf der Sportgala-Bühne, auf der es noch einen Sieger gab: Tausendsassa Martin Wacker feierte schließlich nach längerer Krankheitspause sein Bühnen-Comeback. Nach allem, was man weiß, war das keine Selbstverständlichkeit.

Text: Gerhard Wolff / Badische Neueste Nachrichten
Foto: Kerstin Wagner