Kampfsportart ist in der Fächerstadt beliebt und könnte 2029 bei den World Games dabei sein
Von Harald Linder
Karlsruhe. Die Sportart Sambo ist nicht mit dem ähnlich klingenden südamerikanischen Gesellschaftstanz Samba zu verwechseln. Samba ist ein Bestandteil des Karnevals in Rio. Sambo hingegen ist ein dem Judo verwandter Kampfsport und hat bei den jüngst zu Ende gegangenen World Games im chinesischen Chengdu zum Programm gehört.
Zuletzt war diese Kampfsportart, die ihre Wurzeln im japanischen Judo/Jiu-Jitsu sowie in den traditionellen Kampf- und Ringerkünsten Europas und des Gebietes der ehemaligen Sowjetunion hat, 1985 bei diesem nicht olympischen Großereignis vertreten. Und wenn es nach Fabian Schley, dem Präsidenten des Deutschen Sambo Verbandes geht, soll es nicht noch einmal 32 Jahre dauern, bis Sambo wieder zum World-Games-Programm gehört. Schon bei den kommenden World Games 2029 in Karlsruhe soll Sambo zu den Sportarten gehören, die in der Fächerstadt zu erleben sind. Karlsruhe gilt in Deutschland mittlerweile als eine der Sambo-Hochburgen. Seit 2017 wird beim Budo-Club Karlsruhe (BCK) Sambo mit großem Erfolg betrieben. Besonders im Jugend- und Juniorenbereich ist der BCK auch international erfolgreich. Es sind vor allem die Frauen, die für Aufmerksamkeit sorgen.
Jule Horn, Lisa Oberföll und Salome Steinebrunner haben bereits EM- und WM-Medaillen gewonnen. Bei den vergangenen Weltmeisterschaften im zyprischen Larnaca gab es gleich drei Medaillen für die Sambo-Kämpferinnen des BCK. Luise Mattiseck wurde Vizeweltmeisterin, während Leonie Zeller und Polina Minic als Bronzemedaillengewinnerinnen in ihren Gewichtsklassen ebenfalls auf dem Podium standen. „Mit drei Medaillen und zwei fünften Plätzen haben wir die bisher erfolgreichste Jugend-WM der deutschen Sambo-Geschichte und der Sambo-Gruppe im BCK absolviert“, meinte Fabian Schley, der neben seinem Amt als Präsident des Deutschen Sambo Verbandes auch Bundestrainer für die Frauen ist. Darüber hinaus bekleidet er Funktionen innerhalb der Fédération Internationale de Sambo (FIAS). Schley hat Sambo beim BCK zu einem festen Bestandteil gemacht. Und das in einer Sportart, in der vor allem Athletinnen und Athleten aus Osteuropa und Asien dominieren. Die machen normalerweise die Medaillen unter sich aus. Das verwundert nicht, ist Sambo doch in Russland Volkssport und auch in den ehemaligen Sowjetrepubliken und in Asien ungeheuer populär.
Die „Selbstverteidigung ohne Waffen“, wie die Übersetzung des russischen Begriffs „Samosaschtschita bes oruschija“ lautet, aus dem sich das Wort Sambo zusammensetzt, wurde ab 1923 von der sowjetischen Armee entwickelt, um deren Nahkampfausbildung zu verbessern. Entwicklungsziel war die Verschmelzung der effektivsten Techniken traditioneller Kampfkünste zu einem für die militärische Ausbildung geeigneten System.
Heute ist Sambo eine Sportart, die auch in Westeuropa immer populärer wird. Für Jule Horn, die selbst bereits bei Junioren-Weltmeisterschaften auf dem Podium stand, liegt der Reiz beim Sambo darin, dass es viel offener ist als Judo. Dies betreffe insbesondere Griffe an die Beine. „Außerdem ist ein Kampf erst beendet, wenn man eine bestimmte Punktzahl erreicht hat. Selbst wenn man mal geworfen wurde, kann man diesen Rückstand wieder wettmachen“, sagt Horn.
Im Gegensatz zum Judo wird beim Sambo auf einer ringförmigen Mattenfläche in roten oder blauen Anzügen mit kurzer Hose und leichten Ringerschuhen gekämpft. Es gibt zwei Varianten für den sportlichen Wettkampf: Sport-Sambo, das sich auf Würfe und Bodenkontrolle konzentriert – am Boden sind neben Festhaltegriffen auch Arm- und Beinhebeltechniken erlaubt, Würgegriffe sind jedoch verboten. Daneben gibt es Combat-Sambo, bei dem zusätzlich Schläge, Tritte und Würgetechniken zulässig sind. Dieser Wettkampfstil wurde bei den World Games in Chengdu praktiziert. Einen internationalen Vorgeschmack auf diese Sportart gab es am 17. Mai in der Lina Radke-Halle, als der Budo-Club Karlsruhe die „Sambo German Open“ ausrichtete. 150 Sportlerinnen und Sportler aus 15 Ländern unterstrichen dabei die wachsende Bedeutung und Qualität von Sambo in Europa. Für Präsident Fabian Schley sei dies ein Meilenstein auf dem Weg zu den World Sambo Spielen 2029. Der 43-Jährige ist zuversichtlich, dass die „Selbstverteidigung ohne Waffen“ dann zum Programm der World Games gehört – womöglich sogar mit Beteiligung aus Karlsruhe.
Zur Serie Im Jahr 2029 ist Karlsruhe Gastgeber der World Games. Noch ist nicht entschieden, in welchen Disziplinen Sportlerinnen und Sportler an den Start gehen. In jedem Fall sind es nicht olympische Sportarten, die auch in vielen Vereinen in der Region eine wichtige Rolle spielen.